Erfahrungen eines Exilbayern

2. Zwischenbericht

Hier also unseren zweiten Zwischenberichte, viel Spaß damit.

2. Zwischenbericht Sebastian Schmied

Seit meiner Ankunft hier in Peru ist inzwischen ein halbes Jahr vergangen. Ein halbes Jahr in Peru, das bedeutet für mich mehr als 180 Tage ohne Familie, ohne die gewohnte Umgebung und ohne Spätzle, aber wenn man in ein tolles Projekt mit einer tollen Arbeitsumgebung und einer guten Wohnsituation kommt, dann ist das alles kein Problem.

Seit meinem letzten Zwischenbericht sind hier einige Dinge passiert, über die ich nun berichten möchte.

Kurze Zeit nachdem ich meinen letzten Bericht fertiggestellt habe, hat die Stadt damit begonnen rund um unsere Schule Wasserrohre zu verlegen. Das wurde leider nicht schrittweise gemacht, sondern es wurden zuerst alle Gräben gegraben, um danach die Wasserrohre zu verlegen und dann das ganze wieder zuzuschaufeln. Für viele unserer Schüler war das ein sehr großes Problem, weil diese riesigen Gräben den Schulweg sehr beschwerlich gemacht haben. Trotz dieser beschwerlichen Umstände kamen in dieser Zeit die meisten Schüler zuverlässig in die Schule und mit vereinten Kräften lässt sich jedes Hindernis überwinden. Ein Schüler aus meiner Klasse, er heißt Richard konnte leider für fast über vier Wochen nicht in die Schule kommen. Er sitz im Rollstuhl, ist sehr korpulent und es waren einfach zu viele Gräben und Erdhügel zwischen seinem Haus und der Schule, sodass er den Unterricht leider nicht besuchen konnte. Kurz vor Weihnachten wurden die Löcher wieder zugeschüttet und nun ist der Weg für alle wieder etwas leichter.

Das Peruanische Schuljahr beginnt am 1. März und endet an Weihnachten, deswegen hatten wir vor Weihnachten noch einige Feste bei uns in der Schule. Zum Beispiel eine Olympiade bei der die Kinder sich in Disziplinen wie Rollstuhlrennen, zickzack laufen und beim Fußball spielen beweisen müssen. Am Ende hat dann noch jeder eine Medaille bekommen.

Auch zwei reiche Familien haben aus Wohltätigkeit ein Fest in unsere Schule veranstaltet.  Sie kamen mit einer Gruppe Clowns und vielen Geschenken für die Kinder. Dann wurde getanzt und gefeiert und am Ende hat jedes Kind noch ein Geschenk bekommen. Das war eine sehr schöne Geste, da viele Familien sich keine Geschenke für ihre Kinder leisten können.

Außerdem gingen zum Schuljahresende einige Projekte zu Ende. Zum Beispiel haben die Kinder über das Schuljahr Salat angebaut und Hühner gezüchtet. Der Salat wurde am Schuljahresende geerntet und verkauft, die Hühner geschlachtet und gegessen.

Kurz darauf war dann Schuljahresende, die Kinder wurden in die Sommerferien entlassen und wir haben uns auf Weihnachten vorbereitet. Weihnachten in Peru ist so ein bisschen wie Silvester in Deutschland. Man geht zwar in die Kirche, aber danach wartet man bis zwölf Uhr und dann gibt es ein Feuerwerk und erst danach wird zu Abend gegessen.

Nach Weihnachten begannen für uns auch die Sommerferien, in denen wir zwei Monate Zeit zum Reisen hatten bzw. haben.

Bevor die eigentliche Reise beginnen konnte, waren wir in Bolivien auf einem Seminar um über unsere Arbeit zu reflektieren und neue Motivation für das kommende halbe Jahr zu sammeln.

Auf diesem Seminar hab ich viele wunderbare Erfahrungen gesammelt und auch viele Menschen kennengelernt. Über meine Reise werde ich ausgiebig auf meinem Blog berichten. Auch mein Spanisch ist nach einem halben Jahr auf einem Niveau das mir fließende Unterhaltungen über sämtliche Themen erlaubt. Außerdem hab ich begonnen Deutschunterricht für einen Peruaner zu geben, der sich sehr viel Mühe gibt unsere Sprache zu lernen.

Was ich in der letzten Zeit sehr gemerkt habe ist, dass wir sehr dankbar für unsere deutsche Herkunft sein sollten. Sowohl unser Sozial- als auch unser Bildungssystem zählt zu einem der besten der Welt. Hier in Südamerika hängt die Bildung leider meistens davon ab, wie viel man dafür bezahlen kann. So ist es sehr schwer für jemand aus armen Verhältnissen, eine gute Bildung und somit an gute Arbeit zu kommen.

 

2. Zwischenbericht Ann-Kathrin Willhelm

So, jetzt ist schon die Hälfte meines Freiwilligendienstes um. Ich fasse es kaum, wie schnell die Zeit vergeht.

In der Schule habe ich bis zum Ende des Schuljahres am 22. Dezember weiter in der zweiten Klasse bei Cindy mitgeholfen. Je länger ich arbeite um so sicherer werde ich, sowohl in der Sprache, als auch im Umgang mit den Kindern. Ich bekomme aber auch immer mehr Verantwortung übertragen, bzw. mir wird immer mehr Freiraum eingeräumt.  So  darf ich selbst entscheiden, wie ich mit meinen drei Kindern lerne und auch welche Dinge sie noch verstärkt  wiederholen müssen. Es ist sehr schön, wenn die Kinder die Lerninhalte verstanden haben und sie auch im Examen am Ende der Woche anwenden können (in meinem Fall z.B. das Zweiereinmaleins). Zwei Tage lang war ich sogar mit der ganzen Klasse fast alleine. Cindy war krank und man hat zwar eine andere Hilfslehrerin (Carmen) zu mir in die Klasse geschickt; sie musste jedoch oft das Klassenzimmer verlassen, um andere Sachen für den Schulalltag zu erledigen. Diese zwei Tage waren eine große Herausforderung für mich, ich habe aber viel gelernt, was mir auch für meinen Englischunterricht gut tun wird. Eine große Freude für mich war, dass ich mit allen Klassen peruanische Weihnachtslieder einüben durfte.

Darüber hinaus gab es in der Schule noch viel andere Aktivitäten: Eine ganz neue Erfahrung war das Desfile zum Geburtstag von Huaura am 27. November. Alle Schulen des Ortes und andere wichtige Institutionen haben sich – herausgeputzt in Uniform – auf den Plaza de Armas aufgestellt, haben den vielen Reden zugehört und sind anschließend an der Ehrentribüne im Stechschritt vorbei marschiert. So viel Patriotismus und Militärgehabe könnte man sich in Deutschland nicht vorstellen. Außerdem gab es noch das Desfile de Mascotas, also einen Tag an dem die Kinder ihre Haustiere mitbringen durften. Diese wurden, geschmückt, vor den anderen vorgeführt  und es gab einen kleinen Wettbewerb um das schönste Haustier. Es war eine sehr nette kleine Feier und eine schöne Abwechslung zum Schulalltag.

Auch die Weihnachtszeit, welche hier ja auf das Schuljahresende fällt war sehr spannend. Die ganze Schule war über und über mit Lametta, kitschigen Bildern und anderem Glitzer geschmückt. Wir haben Posadas durchgeführt:  jede Klasse geht geschlossen zu einem Schüler nach Hause und betet dort an der Krippe und singt Weihnachtslieder. Natürlich gab es auch eine Weihnachts-/ Jahresabschlussfeier. Diese war mit Krippenspiel, Tanzen und Chocolatada (also dem Trinken heißer Schokolade) ein sehr lebendiger Abschluss des Schuljahres. Interessant mitzuerleben, war auch die erste Promotion an der Schule: die ersten Schüler der Schule haben ihren Schulabschluss an der Santa Barbara erreicht. Dies wurde mit einem festlichen Abend gefeiert.

Die ganze Adventszeit war sehr intensiv. Durch die weite Entfernung zu meiner Familie und die Hitze,  die es hier um diese Zeit hat, wollte gar nicht so richtige  Weihnachtsstimmung aufkommen. Es ist ungewohnt,  bei 25 Grad Außentemperatur heiße Schokolade zu trinken und Weihnachtslieder zu singen, aber wenn man sich daran gewöhnt hat, ist auch das Weihnachten. Die Menschen in Peru pflegen um diese Zeit noch viel mehr die Gemeinschaft untereinander. „Weihnachten wird nicht unter dem Baum entschieden“, sondern man besinnt sich auf die eigentliche Bedeutung des Festes: Frieden, Gemeinschaft, Hoffnung und Verzeihen zumindest in den Familien mit denen wir so zu tun haben. Mit dem Chor aus der Pfarrei haben wir ein Konzert mit vielen anderen Chören aus der Umgebung für die Bewohner von Huaura gegeben. Hierbei die Gemeinschaft und die gemeinsame Freude am Singen zu spüren war einzigartig. Am 15. Dezember kamen dann auch schon meine Eltern zu Besuch. Mit ihnen, Padre Armando, Blanca und ihrem Sohn haben wir den Heiligabend verbracht. Es war ein anderes aber sehr schönes, lustiges und vor allem interkulturelles Weihnachten, mit Meerschweinchen und Glühwein.

Danach ging’s los auf große Reise quer durch Südamerika, um Peru und seine Nachbarländer noch besser kennen zu lernen. Jetzt fängt bald die Schule wieder an und ich bin gespannt, in welcher Klasse ich mitarbeiten werde und wie das Englisch unterrichten so wird.

 

Eine Antwort

  1. Pingback: Zwischenberichte und teile der Reise « Peru Blog

Hinterlasse einen Kommentar